Klanglich opulent und kraftvoll - Gießener Allgemeine Zeitung
15.11.2021

Beherzt spielende Musiker mit anspruchsvollen Kompositionen waren am Sontag beim zweiten Kammerkonzert im Theaterfoyer zu erleben. Sinnvoll schien, dass Ivan Krastev (Violine), Viktoria Krastev (Cello) und Evgeni Ganev (Klavier) die Programmfolge änderten und Sergei Rachmaninows frühes einsätziges »Trio élégiaque« Nr. 1 g-Moll vor die reiferen Werke stellten.

In der Verbindung von Klaviertrio mit elegischem Ausdrucksgehalt knüpft Rachmaninow an russische Vorbilder wie Michail Glinka und Peter Tschaikowski an. Sehr schön legten die Musiker zu Beginn den schichtweisen Aufbau offen: Erst breiteten die nacheinander einsetzenden Streicher einen Klangteppich aus, auf dem sich dann das Thema im Klavier erhob. Der poetische Vortrag bereitete Vergnügen - bis hin zu kraftvollen Höhepunkten. Die klangliche Opulenz wirkte nie zu dick aufgetragen; auch dynamisch zurückgenommene Passagen gerieten ausdrucksvoll. Raffiniert, wie fließend das Ensemble die Musik erlöschen ließ.

In idyllische Sphären führte danach der Allegretto-Kopfsatz von César Francks beliebter Violinsonate A-Dur. Während der Violinist und Pianist diesen Satz überzeugend darboten, wünschte man sich beim rastlosen Allegro den Klavierpart klanglich etwas trockener, transparenter und dezenter. Violinist Ivan Krastev hinterließ hier den souveräneren Eindruck. Der Konzertmeister des Philharmonischen Orchesters zauberte beim frei gestalteten dritten Satz »Recitativo-Fantasia« mannigfaltige Facetten - ein Höhepunkt der Matinee. Das Zuversicht verströmende, melodisch eingängige Allegretto-Finale bildete den gelungenen Abschluss.

Virtuoses Feuerwerk

Rachmaninows viersätzige Cellosonate teilt mit dem Trio die Tonart g-Moll, ist aber schon allein vom Umfang viel gewichtiger. Nach der scheinbar auf der Stelle tretenden Musik in der Lento-Einleitung wirkte das anschließende Allegro befreiend. Dominierte Evgeni Ganev in der Violinsonate streckenweise zu stark, so hielt er sich nun etwas zurück und spielte deutlich besser. Ein virtuoses Feuerwerk entfachte er mit Cellistin Viktoria Krastev im rauschenden »Allegro scherzando«. Danach verführten sie beim schwelgerischen Andante die Hörer, die Gedanken schweifen zu lassen. Spannungsreiche Schluss-akzente setzte das Allegro-Finale, durchzogen von kantablen Passagen, in denen die Cellistin durch nuancierte Tongebung glänzte. Kräftiger Beifall war der Lohn.


Sascha Jouini, 15.11.2021, Gießener Allgemeine Zeitung