»Schnick, Schnack, Schnuck« ums Amt - Gießener Allgemeine Zeitung
01.10.2021

Selten war ein Kindertheaterstück so tagesaktuell. Aber natürlich bleibt das bundespolitische Geschäft außen vor, wenn Theater für Kinder ab vier Jahren gedacht ist und werden die Namen von König Karl und König Fritz in Getrud Pigors »Ein König zu viel« nicht in Armin und Olaf umgedichtet.

Abdul M. Kunze hat den lustigen Theaterstreit für alle ab vier Jahren in der taT-Studiobühne wunderbar schmissig in Szene gesetzt und Thomas Döll eine Zirkusmanege als Bühnenbild geschaffen, das den beiden Protagonisten - David Moorbach als König Fritz und Lukas Goldbach als König Karl - viel Raum und Material zur Entfaltung gibt.

Ukulele, Cello und Loopstation

Wer darf denn nun der Bestimmer sein? Diese Frage müssen die beiden von Thomas Döll fantasievoll kostümierten Könige ohne Hofstaat und Gefolge untereinander klären. Vom Vorschlag aus dem Publikum, dass eben einfach beide König sein könnten, wollen sie nichts wissen. Sie spielen lieber »Schnick, Schnack, Schnuck« um den Thron. Doch ohne Ergebnis. Und so versuchen sich die beiden Streithähne gegenseitig auszutricksen: mit Wettbewerben wie Boxkämpfchen oder einem kleinen Sängerkrieg. Am Ende verlieren beide die Erinnerung an ihre ursprünglichen Pläne, gewinnen aber im Gegenzug etwas: Freundschaft.

Den kleinen (und großen!) Zuschauern bereitet das königliche Gegockel einen Riesen-spaß. Da werden Orden von der glitzernden Brust gerissen, Ukulele und Cello zum Gesang gezupft und die Loopstation für den schmissigen Beat angeworfen. Moorbach und Goldbach scheinen selbst große Freude an ihren Rollen zu haben und lassen es mit pantomimischen und sportlichen Einlagen, ihrem punktgenauen Mienenspiel und einer Glanzleistung im Synchronsprechen ordentlich krachen.

Und dann steigt am Ende doch noch ein erst grün dann rot beleuchteter Luftballon in den Bühnenhimmel empor. Den kleinen Zuschauern ist das beim Beifall egal, die Großen müssen schmunzeln.


Karola Schepp, 01.10.2021, Gießener Allgemeine Zeitung